Digitalisierung in der Baubranche: ein Wirtschaftszweig im Wandel

Baustelle mit Symbolen zur Darstellung der Digitalisierung

Effizienter, transparenter, nachhaltiger – die Digitalisierung in der Baubranche hat zahlreiche Prozesse verändert. Wenngleich die Bauindustrie nach wie vor in hohem Maße von manueller Arbeit geprägt ist, so haben BIM, Robotik und Künstliche Intelligenz den technologischen Fortschritt vorangetrieben. Wie die neuen Technologien bei der Bewältigung aktueller und zukünftiger Herausforderungen helfen, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Digitalisierung in der Baubranche: Was bedeutet das?

Der Begriff Digitalisierung in der Baubranche bezieht sich auf sämtliche digitale Konzepte und Anwendungen, die bei der Planung, Umsetzung und Bewirtschaftung eines Bauvorhabens eingesetzt werden können. Diese digitale Transformation können zum Beispiel digitale Lösungen für Architekten oder Projektentwickler sein, aber auch die Simulation des zukünftigen Wohn- oder Geschäftsgebäudes sowie die smarte Steuerung der Gebäudeautomation.

Wie profitieren Unternehmen der Baubranche von der Digitalisierung?

Optimierte Arbeitsprozesse

Das Bauwesen ist traditionell von manueller, körperlich anstrengender Arbeit geprägt. Die digitale Transformation kann helfen, zeitintensive Arbeitsabläufe zu straffen und somit Personalressourcen zu schonen - zum Beispiel durch den Einsatz von smarten Planungstools. Große Datenmengen können durch Cloud Computing besser erfasst und zu optimierten Plänen verarbeitet werden.

Kostenersparnis

Die Baubranche ist von jeher kostenintensiv. Baufahrzeuge, Maschinen und Material stellen die größten Posten dar. Digitale Technologien, zum Beispiel eine intelligente Fuhrparkverwaltung mithilfe von Tool-Anbietern können bei der Einsparung von Kosten unterstützen. Auch durch die Automatisierung von Prozessen und optimierten Materialverbrauch via z. B. 3D-Druck sparen Unternehmen Kosten ein.

Erhöhte Sicherheit

Sicherheitsrisiken lassen sich dank digitaler Technologien bereits in der Planungsphase identifizieren. Auf der Baustelle können autonom arbeitende Maschinen und intelligente Überwachungssysteme zu mehr Sicherheit beitragen.

Nachhaltiges Bauen vorantreiben

Die digitale Transformation eröffnet Planungs- und Bauunternehmen neue Wege zum nachhaltigen Bauen – zum Beispiel durch Simulationen, die die CO₂-Bilanz eines Bauprojekts berechnen und Optimierungspotenziale aufzeigen oder Anwendungen, mit denen sich die Energietechnik eines Gebäudes steuern lässt. So kann auch in Bezug auf ESG-Kriterien optimiert werden.

Fachkräftegewinnung

Unternehmen im Bauwesen, in denen der Einsatz digitaler Technologien Standard ist, präsentieren sich gegenüber potenziellen Mitarbeitern als moderne, innovative Arbeitgeber. Gerade in Branchen, die vom Fachkräftemangel betroffen sind, kann die Attraktivität als Arbeitgeber ein entscheidender Vorteil für die Fachkräftegewinnung sein.

Wettbewerbsfähigkeit sichern

Unternehmen, die der Digitalisierung in der Baubranche gegenüber aufgeschlossen sind und die neuen Technologien einsetzen, können Bauvorhaben nach erfolgreicher Implementierung meist zeit- und kosteneffizienter sowie nachhaltiger umsetzen. Daraus ergibt sich besonders bei großen Bauvorhaben und öffentlichen Ausschreibungen ein Wettbewerbsvorteil.

Bessere Zusammenarbeit

Digitale Helfer wie Projektmanagement-Tools oder Cloud-Lösungen können die Kommunikation und damit auch die Zusammenarbeit der einzelnen Gewerke in der Planung und auf der Baustelle erleichtern. Zudem können Sie beim Aufbau eines verlässlichen Netzwerks helfen. Nicht nur können die einzelnen Stakeholder zu jeder Zeit schnell miteinander kommunizieren, Änderungen am Bauvorhaben werden schnell erfasst und mit allen wichtigen Instanzen geteilt.

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Beispiele für den erfolgreichen Einsatz von digitalen Technologien in der Baubranche

Building Information Modeling (BIM)

Building Information Modeling, kurz BIM, zählt mittlerweile bei vielen Akteuren der Bau- und Immobilienwirtschaft zum Standard und wird weiterhin an Bedeutung gewinnen. Das Konzept basiert auf einem „digitalen Zwilling“ des Bauvorhabens, an dem alle beteiligten Gewerke gleichzeitig und vernetzt arbeiten. Die Besonderheit: das digitale Modell bildet das Gebäude nicht nur in der Planungs- und Bauphase, sondern über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg ab.

Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz hat seit einiger Zeit auch in der Baubranche Einzug gehalten und erleichtert Baufirmen zum Beispiel die Teilnahme an Ausschreibungsverfahren, vereinfacht und beschleunigt die Verarbeitung von Planungsdaten, wie zum Beispiel beim BIM-Konzept. Mithilfe von KI lassen sich Fehler bereits in der Planungsphase identifizieren und beheben.

Robotik und smarte Maschinen

Auf vielen Baustellen werden Fahrzeuge und Maschinen mittlerweile nicht mehr von Menschen, sondern von Robotern gesteuert - zum Beispiel bei repetitiven Tätigkeiten oder bei Arbeiten, die ein besonders hohes Maß an Präzision erfordern, wie etwa Beschichtungen.

Simpel, aber effektiv: Durch den Einsatz von Drohnen können Bauunternehmen Herausforderungen frühzeitig erkennen und die Entwicklung des Bauvorhabens dokumentieren. Die erstellten Bilder und Videos lassen sich auch für die Vermarktung einsetzen.

Intelligente Komponenten ermöglichen die Vernetzung, Verwaltung und Wartung der vor Ort eingesetzten Baufahrzeuge und -maschinen. Weiterhin können smarte Technologien die Überwachung der Baustelle mittels Sensoren sowie ein vorausschauendes Materialmanagement leisten.

3D-Druck

Einzelne Bauteile, Fassaden und sogar komplette Häuser aus dem 3D-Drucker: Wenngleich viele Anwendungen aktuell noch Zukunftsmusik sind, wird der 3D-Druck in vielen Bereichen der Bauwirtschaft bereits erfolgreich eingesetzt. Die digitale Technologie eröffnet Architekten und Ingenieuren eine größere Vielfalt bei Gestaltung und Materialauswahl. Darüber hinaus können Bauteile schnell vor Ort nachgedruckt werden.

Welche Herausforderungen birgt die Digitalisierung in der Baubranche?

Keine flächendeckende Umsetzung

Die Möglichkeiten, digitale Technologien in der Planung, Entwicklung und Umsetzung von Bauvorhaben einzusetzen, sind vielfältig. Die Baubranche steht der digitalen Transformation aufgeschlossen gegenüber und setzt große Hoffnungen in die neuen Tools und Anwendungen. Gleichwohl lässt die flächendeckende Umsetzung bislang auf sich warten.
Gemäß einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) bewerteten 60 Prozent der befragten Unternehmen den Stand der Digitalisierung als „ausbaufähig“. Allerdings räumten die Teilnehmer ein, dass die Administration sowie das Projektmanagement bereits digitalisiert sei.

Investitionsstau durch Unsicherheit

Angesichts steigender Zinsen, der zunehmenden Inflation, Rohstoffknappheit und Lieferkettenprobleme und der damit zusammenhängenden schwierigen Auftragslage, scheuen viele Bauunternehmen größere Investitionen, zum Beispiel in die digitale Infrastruktur. Das gilt besonders für kleine und mittelständische Baufirmen. Experten raten jedoch dazu, die digitale Transformation im Unternehmen voranzutreiben, um krisenfester aufgestellt zu sein.

Mangel an Fachkräften

Experten für die Anwendung digitaler Technologien sind die wichtigste Voraussetzung, um die Baubranche in die Zukunft zu führen. Vielfach mangelt es in den Firmen jedoch an Know-how und Aufgeschlossenheit gegenüber der digitalen Transformation. Der Fachkräftemangel in der Baubranche erweist sich ebenfalls als Hindernis. Vorhandene Mitarbeiter müssen zudem für die neuen Prozesse und Tools geschult werden, was für Arbeitgeber in der Baubranche mit weiteren Kosten verbunden ist.

Inkompatibilität der Systeme und Schnittstellen

Das Angebot an digitalen Lösungen für die Bauwirtschaft ist vielfältig. Als Herausforderung erweist sich jedoch die Tatsache, dass viele Systeme untereinander nicht kompatibel sind. Bisweilen setzen Firmen vorschnell auf digitale Lösungen, ohne sich umfassend beraten zu lassen.

Datenschutz und Sicherheit

Mit der digitalen Transformation steigen gleichzeitig die Anforderungen an den Datenschutz und die Sicherheit der IT-Systeme. Vor der Implementierung neuer Technologien sollten die Entscheider in den Unternehmen daher alle wichtigen Sicherheitsfragen klären.

 

Welche Studien gibt es zur Digitalisierung in der Baubranche?

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) hat im Jahr 2022 eine Studie zur Perspektive in der Baukonjunktur veröffentlicht. Das Resümee: Alle Baubereiche konnten nach überstandener Corona-Pandemie wieder einen Zuwachs verzeichnen, haben jedoch mit den gestiegenen Baupreisen zu kämpfen. Entsprechend groß sind die Hoffnungen, die die Branche in die Digitalisierung setzt.

PwC Deutschland führte eine Befragung unter 100 Bauunternehmern, Planern und Projektsteuerern durch. Sie beleuchtet die gegenwärtigen Krisen, welche die Branche gleichzeitig bewältigen muss. Gleichzeitig kommt sie zu dem Ergebnis, dass die digitale Transformation im Bauwesen zwar stocke, die Nachhaltigkeit jedoch Fahrt aufnehme.

Die Studie „Bauwirtschaft 4.0“, erstellt im Auftrag des Verbands „Das Deutsche Baugewerbe“, zeichnet den Weg des Baumittelstands auf dem Weg in die digitale Zukunft nach und zeigt die Potenziale für die Branche auf.

Fazit: Die Möglichkeiten der digitalen Transformation voll ausschöpfen

Digitale Technologien eröffnen Unternehmen aus der Baubranche – egal, ob Konzern, mittelständisches oder kleines Unternehmen – vielfältige Möglichkeiten, die aktuellen Herausforderungen zu meistern. Zudem unterstützen sie bei der Optimierung von Prozessen, zahlen auf Wettbewerbsfähigkeit und die positive Außendarstellung gegenüber potenziellen Fachkräften ein. Somit leistet die Digitalisierung in der Baubranche einen wesentlichen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit ihrer Akteure.

Bilder: Adobe Stock