4 Führungsstile und weitere Konzepte für erfolgreiche Mitarbeiterführung
2025-06-25T09:32:00+02:00
Wer als Angestellter ohne Personalverantwortung tätig ist, bemisst die Zufriedenheit im Job vielfach nach dem Führungsverhalten der Leitung. Denn Vorgesetzte mit einem guten Führungsstil schaffen eine Unternehmenskultur, in der sich das Team wohlfühlt und seine Aufgaben motiviert und zielorientiert erledigt. Aber welche Führungsstile gibt es und welche davon sind für eine erfolgreiche Mitarbeiterführung geeignet?
Die 4 Führungsstile nach Max Weber
Der deutsche Soziologe und Ökonom Max Weber (1864–1920) hat 4 Führungsstile herausgearbeitet, die heute noch Bestand haben:
Patriarchalischer Führungsstil:
Der patriarchalische Führungsstil ist stark von der Persönlichkeit der Führungskraft geprägt. Ähnlich wie ein „Alleinherrscher“ trifft sie alle Entscheidungen selbst, gibt sich gegenüber den Mitarbeitern jedoch wohlwollend. In traditionellen Familienunternehmen ist dieser Führungsstil bisweilen noch verbreitet.
Beispiel: Ein neues Projekt steht an. Die Mitarbeiter erhalten von der Führungskraft persönlich klare Vorgaben, wie dieses umzusetzen ist. Sie legt genau fest, wer was zu tun hat und verteilt die Aufgaben entsprechend der Stärken und Schwächen der Mitarbeiter, um diese bestmöglich zu motivieren und zu fördern.
Autokratisch
Der autokratische Führungsstil ähnelt dem patriarchalischen Führungsstil. Ähnlich wie Führungsstile im militärischen Bereich sind jedoch die Hierarchieebenen klar getrennt und das Team muss die Anweisungen „von oben“ strikt befolgen.
Beispiel: Bei einem neuen Projekt verteilt die Führungskraft die Aufgaben eindeutig an die Teammitglieder. Diese müssen die Anweisungen ohne Diskussionen befolgen. Abweichende Meinungen werden nicht zugelassen.
Bürokratisch
Beim bürokratischen Führungsstil stehen die Rollen und Strukturen des Unternehmens im Mittelpunkt – weit verbreitet in Behörden und politischen Organen. Die Führungskraft trifft Entscheidungen auf der Grundlage von Vorschriften und Regeln. Charakteristisch für diesen Führungsstil ist die Tatsache, dass die Führungskraft austauschbar ist.
Beispiel: Eine Abteilungsleitung ist vakant. Daher übernimmt ein Teammitglied vorübergehend die Position. Die Interims-Führungskraft muss sich bei der Mitarbeiterführung an feste Pläne, Aufgaben und Anweisungen halten – solange, bis der endgültige Chef gefunden ist.
Charismatisch
Eine Führungskraft mit Ausstrahlung, Ideen und Visionen – innerhalb der 4 Führungsstile kennzeichnet das den charismatischen Führungsstil. Der Vorgesetzte führt durch Überzeugungskraft, motiviert das Team und spornt es zu Höchstleistungen an. Entscheidungen werden von allen als „richtig“ wahrgenommen – unabhängig von Hierarchiestufen oder strikten Anweisungen.
Beispiel: Bekanntestes Beispiel für eine charismatische Führungskraft ist Steve Jobs. Der ehemalige CEO und Gründer von Apple motivierte seine Mitarbeiter durch seine Person, Ausstrahlung und Visionen – wenngleich Jobs auch als launenhaft und tyrannisch galt.

Die 3 Führungsstile nach Kurt Lewin
Während Weber 4 Führungsstile entwickelte, beschränkte sich der Psychologe Kurt Lewin (1890–1947) in seinem 1939 vorgestellten Modell auf 3 Varianten.
Autoritärer Führungsstil
Beim autoritären Führungsstil grenzt sich die Führungskraft bewusst von ihrem Team ab. Sie legt großen Wert auf die Hierarchiestufen des Unternehmens, gibt Anweisungen und kontrolliert die Ausführung engmaschig.
Kooperativer Führungsstil
Der kooperative Führungsstil nach Lewin gilt als demokratisch, da der Chef die Teammitglieder in die Entscheidungsfindung einbezieht. Eigenverantwortliches Handeln und Eigenkontrolle nehmen eine wichtige Rolle bei diesem Führungsstil ein.
Laissez-Faire Führungsstil
„Laissez-faire“ (frz.) bedeutet so viel wie „sich selbst überlassen“ oder „machen lassen“. Demzufolge hat das Team bei diesem Führungsstil nach Lewin die Freiheit, seine Aufgaben eigenverantwortlich zu erledigen – die Führungskraft gibt lediglich das Ziel vor. Wie die Angestellten es erreichen, bleibt ihnen überlassen.
Situative Führung
Moderne Führungsstile wie der situative Führungsstil nach Hersey/Blanchard berücksichtigen die persönlichen Stärken und Schwächen der einzelnen Teammitglieder sowie ihre Zugehörigkeit zum Unternehmen. Entsprechend ordnet man sie einem von vier Reifegraden zu. Jeder Reifegrad impliziert eine andere Art der Führung. Zum ersten Reifegrad (Diktieren) zählen Berufsanfänger und neue Mitarbeiter, die einen besonders hohen Führungsbedarf haben. Die Anweisungen sind präziser und ausführlicher, Arbeitsergebnisse werden engmaschiger kontrolliert, damit sich Fehler nicht verfestigen. Erfahrene Mitarbeiter des Reifegrades 2 (Trainieren) erhalten mehr Freiräume. Um Fragen zu klären und die Motivation zu erhalten, bekommen sie regelmäßiges Feedback. Für Mitarbeiter mit mehr Berufserfahrung sieht die Situative Führung den Reifegrad 3 (Unterstützen) vor. Sie können noch eigenverantwortlicher arbeiten und werden vom Vorgesetzten dazu ermutigt, an wichtigen Entscheidungen mitzuwirken. Im höchsten Reifegrad (Delegieren) werden Mitarbeiter eingruppiert, die ihren Job nahezu fehlerlos beherrschen. In dieser Stufe bekommen sie noch mehr Aufgaben und Verantwortung.
Die moderne Arbeitswelt erfordert neue Führungsstile
In der zunehmend digitalisierten Arbeitswelt müssen die 4 Führungsstile nach Weber und die 3 Führungsstile nach Lewin weiterentwickelt und neu gedacht werden. Lediglich die Situative Führung entspricht noch dem Zeitgeist. Neue Arbeitsmodelle wie mobiles Arbeiten stellen Führungskräfte vor neue Herausforderungen. Kommunikation und Teamarbeit in einer virtuellen Umgebung oder auf Distanz erfordern andere Führungskonzepte als die Präsenzkultur. Hier sind Ansätze wie „Digital Leadership“ oder „Remote Leadership“ zu nennen. Andere neue Führungsstile wie „Mindful Leadership“ oder „Positive Leadership“ stellen die emotionale Intelligenz und das Wohlbefinden des Teams in den Mittelpunkt.
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Warum ist ein Führungsstil wichtig?
Nur gut geführte Unternehmen und Teams sind langfristig erfolgreich. Führungsstile tragen dazu bei, wirtschaftliche Herausforderungen in der Bau- und Immobilienbranche – wie auch in anderen Bereichen – zu bewältigen und die Zukunft dieser Branchen mitzugestalten. Angestellte, die künftig mehr Verantwortung übernehmen möchten oder sich erstmals auf eine Führungsposition bewerben, sollten sich vergegenwärtigen, was die Eigenschaften einer Führungskraft sein sollten und so ihren eigenen Führungsstil entwickeln.
Die 4 S der Führung
Das Führungsmodell „4 S“ basiert auf vier Schlüsselprinzipien und stellt neben dem Fachwissen von Führungskräften weitere Fähigkeiten in den Fokus, wie zum Beispiel das Analysieren von Situationen und die Organisation und Steuerung von Prozessen.
Sehr gut sein:
Personen mit Führungsverantwortung sollten über das notwendige Fachwissen verfügen und ihr Know-how stetig auffrischen und erweitern. Sie müssen komplexes Wissen verstehen und in der Lage sein, es an ihr Team weiterzugeben.
Situation verstehen:
Erfolgreiche Führungskräfte verstehen die Gesamtsituation, in der sie sich bewegen und agieren. Hierzu zählen nach dem 4 S-Modell die Bedürfnisse und Herausforderungen der Mitarbeiter, die Rahmenbedingungen des Unternehmens und die Veränderungen im Markt. All diese Aspekte muss die Führungskraft analysieren können.
Strukturieren:
Das „große Ganze“ im Blick behalten und gleichzeitig Abläufe und Aufgaben strukturieren – diese Fähigkeit macht eine gute Führungskraft aus. Sie ist in der Lage, klare Strukturen zu entwickeln, Zuständigkeiten festzulegen und transparente Kommunikationskanäle zu implementieren.
Steuerung:
Gemäß dem „4 S-Modell“ müssen Führungskräfte in der Lage sein, Prozesse und Aufgaben zu steuern. Indem sie Mitarbeiter motivieren, den Fortschritt von Projekten überwachen und bei Bedarf korrigieren, stellen sie sicher, dass das Team die gesteckten Ziele erreicht.
Den eigenen Führungsstil finden
Mitarbeiter, die zum ersten Mal in ihrem Berufsleben eine Führungsposition ausfüllen, tendieren mitunter dazu, den Führungsstil anderer Mitarbeiter zu kopieren. Besser ist es jedoch, einen eigenen Führungsstil zu entwickeln. Angehende Führungskräfte sollten sich daher zum Beispiel fragen:
- Was verstehe ich unter einem guten Führungsstil?
- Wie sehe ich meine Rolle bei der Führung eines Teams?
- Wie möchte ich selbst gesehen werden?
- Wie schätze ich mein Team ein? Was erwartet es von mir als Führungskraft?
- Welche Erwartungen haben Kollegen und Vorgesetzten an mich?
Übrigens: Sie werden schnell merken, dass Sie Ihren Führungsstil gefunden haben – und zwar an besseren Resultaten, die Sie mit weniger Aufwand erzielen.
Fazit: Den einen richtigen Führungsstil gibt es nicht
Die 4 Führungsstile nach Max Weber, die 3 Führungsstile nach Lewin und viele weitere modernere Konzepte der Mitarbeiterführung: Welcher Führungsstil der Richtige ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. Je nach Unternehmenskultur und Zusammensetzung des Teams können mehrere oder eine Kombination aus verschiedenen Stilen passend sein. Indem Sie sich über die bestehenden Führungsstile informieren und sich mit der eigenen Führung auseinandersetzen, werden Sie schnell Ihren eignen Stil entwickeln.
Bilder: Adobe Stock