Lean Construction Management - wie Bauprozesse schlanker werden

Prozessoptimierung dargestellt mit Pfeilen

Hochwertiger, termintreuer, kostensparender: Lean Construction Management will für mehr Effizienz und Produktivität in der Baubranche sorgen. Das ganzheitliche Konzept zielt auf eine Steigerung von Bauqualität und Kundenzufriedenheit ab und berücksichtigt alle Projektphasen – damit eröffnet Lean Construction Management auch für Professionals in der Bau- und Immobilienwirtschaft neue Arbeitsfelder.

Lean Construction Management: eine Definition

Das Konzept des Lean Construction Managements möchte Bauvorhaben schlank ("schlank" = engl. "lean") und effizient realisieren, gleichzeitig Verschwendung reduzieren sowie den Mehrwert für den Kunden steigern. Während sämtlicher Prozesse – von der Planung bis zur Schlüsselübergabe – soll die Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten gefördert und auf diese Weise der Zeit-, Material- und Arbeitsaufwand minimiert werden.

Lean Construction Management hat seine Wurzeln in der Automobilindustrie, genauer gesagt beim japanischen Hersteller Toyota. Mitte des 20. Jahrhunderts hatte Japan mit Rohstoffknappheit zu kämpfen. Daher entwickelte der Konzern das Konzept des Lean Construction Managements mit dem Ziel, in der eigenen Produktion bei gleichbleibender Qualität Rohstoffverschwendung auf ein Minimum zu reduzieren.

Die fünf Prinzipien des Lean Construction Managements

Der Toyota-Konzern definierte fünf Prinzipien des Lean Construction Managements. Sie lassen sich auf die Rahmenbedingungen und Bedürfnisse der Bauwirtschaft, aber auch auf viele andere produzierende Branchen anwenden.

  1. Werte aus Kundensicht definieren (Value)
  2. Wertstrom identifizieren (Value Stream)
  3. Fluss optimieren (Flow)
  4. Auf Kundenbedürfnisse ausrichten (Pull)
  5. Nach Perfektion streben (Perfection)

1. Werte aus Kundensicht definieren

Das Konzept des Lean Construction Managements stellt die Bedürfnisse des Kunden in das Zentrum allen Handelns. Daher versuchen alle am Projekt beteiligten Personen, die Werte des Produkts aus dem Blickwinkel des Kunden zu analysieren. Bezogen auf die Baubranche ist mit dem Produkt ein Bauvorhaben gemeint: zum Beispiel ein Wohn- oder Geschäftsgebäude. Die Akteure hinterfragen, welche Aspekte dem Kunden, also dem Auftraggeber, wichtig sind und für welche Dinge er bereit ist, unter Umständen mehr Geld auszugeben. Die Analyse der Kundenwerte hilft dabei, dem Kunden ein passgenaues Angebot zu unterbreiten, die Umsetzung hochwertig und ohne unnötige Zusatzaufwände zu realisieren.

2. Wertstrom identifizieren

Nachdem die Analyse der Kundenwerte abgeschlossen ist, werden alle Bauprozesse im Hinblick auf diese Werte untersucht. Ziel dieser Prozessanalyse ist es, die Abläufe festzuhalten, welche die Kundenwerte beeinflussen. In der Praxis hat sich diese Säule des Lean Construction Managements bewährt, um Prioritäten zu setzen und eine Verbesserung der Kundenzufriedenheit herbeizuführen. Das Lean Thinking-Team konzentriert sich auf die aus Kundensicht wichtigsten Leistungen und reduziert Aktivitäten ohne Mehrwert auf ein Minimum.

3. Fluss optimieren

Das Lean Construction Management betrachtet den Bauprozess wie einen Fluss, der entlang der einzelnen Projektabschnitte fließt und sein Ziel idealerweise ohne Unterbrechungen erreicht. Alle Faktoren, die die Fließgeschwindigkeit verringern, müssen eliminiert werden. Dies können zum Beispiel Leerlaufzeiten zwischen verschiedenen Gewerken sein. Die Voraussetzung dafür: eine minutiös getaktete Projektplanung sowie die perfekte Koordination aller Beteiligten.

4. Auf Kundenbedürfnisse ausrichten

Im Lean Construction Management wird der Projektablauf konsequent auf die Wünsche des Auftraggebers ausgerichtet. Die Umsetzung erfordert eine klare Kommunikation zwischen den Planern, den Ingenieuren sowie dem Kunden. Entscheidend für eine hohe Kundenzufriedenheit bei der Bauabnahme ist auch, dass alle Schritte transparent und nachvollziehbar sind.

5. Nach Perfektion streben

Die Optimierung von Bauabläufen ist ein wiederkehrender Prozess. Im Streben nach Perfektion beginnt der Kreislauf der fünf Prinzipien immer wieder von neuem. Neue Arbeitsmethoden, Werkzeuge oder Software zur Baudokumentation ermöglicht es den Beteiligten, Bauprozesse immer wieder neu zu bewerten und zu optimieren.

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Wie funktioniert Lean Construction Management in der Praxis?

Das Lean Construction-Konzept berücksichtigt den kompletten Lebenszyklus eines Bauprojekts und bezieht alle am Bau beteiligten Personen ein. Das Konzept findet bereits in der frühen Planungsphase Anwendung. So unterteilen die Beteiligten den Bauprozess in sinnvolle Projektphasen. Dabei berücksichtigen sie bestimmte Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Gewerken sowie eventuelle Vorlaufzeiten. Da alle Akteure von Anfang an eingebunden sind, verfügen sie über den gleichen Kenntnisstand. Weiterhin kommt es oft zu einem Austausch von Know-how und Erfahrungswerten zwischen den jeweiligen Unternehmen und Fachleuten, was sich ebenfalls positiv auf die Zusammenarbeit auswirkt. Ähnlich wie die BIM-Methode bedient sich auch Lean Management digitaler Technologien. Unter anderem wird auf der Basis der getroffenen Absprachen ein digitaler Bauzeitenplan erstellt, der allen Beteiligten jederzeit zur Verfügung steht und laufend aktualisiert wird.

Eine besonders wichtige Rolle beim Lean Thinking nimmt der Lean Construction Manager ein. Als Projektmanager ist er verantwortlich für den effizienten Einsatz von Zeit, Material und Personal. Ihm obliegt es, die Bauprozesse möglichst schlank zu halten und gleichzeitig eine hohe Qualität zu gewährleisten.

Welche Vorteile bietet das Lean Thinking-Konzept im Bauwesen?

Fachkräftemangel, Materialknappheit, gekürzte Budgets, ambitionierte Zeitpläne und gestiegene Qualitätsansprüche: Die Bauwirtschaft steht vor einer Vielzahl an Herausforderungen. Unternehmen, die auf Lean Construction Management setzen, erhoffen sich davon, Zeit, Geld und Qualität unter einen Hut zu bringen.

Konkret ergeben sich folgende Vorteile:

Effiziente Nutzung von Ressourcen: Baumaterialien, Maschinen, Werkzeuge und Arbeitskräfte kommen nur so lange zum Einsatz, wie sie tatsächlich benötigt werden.

Zeit- und Kostenersparnis: Verzögerungen und Leerlaufzeiten werden durch standardisierte Bauprozesse vermieden.

Höhere Produktqualität: Da alle Beteiligten ihr Fachwissen einbringen, beeinflusst das die Qualität des Bauvorhabens positiv. Teure Baumängel können aufgrund des ganzheitlichen Konzeptes oft vermieden werden.

Mehr Kooperation: Die enge Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Projektbeteiligten verbessert die Abstimmung und stärkt die Kooperation untereinander.

Höhere Kundenzufriedenheit: Da Bauprojekte komplett auf die Bedürfnisse der Auftraggeber ausgerichtet sind, steigt die Zufriedenheit und damit auch die Chance auf Folgeaufträge.

Fazit: Ganzheitlicher Ansatz für besseres, effizienteres Bauen

Zusammen mit digitalen Konzepten wie BIM wird Lean Construction Management die Baubranche in den nächsten Jahren nachhaltig verändern. In Zeiten, in denen dieser Wirtschaftszweig vor einer Vielzahl von Herausforderungen steht, sind die Einhaltung von Kosten- und Terminvorgaben bei hoher Qualität das Mittel der Wahl, um komplexe Bauvorhaben zur vollen Zufriedenheit der Auftraggeber zu realisieren.

Bilder: Adobe Stock