Holzhybridbauweise: klassische Baustoffe clever kombiniert

Gebäude mit großen Fenstern von innen in Holzhybridbauweise

Die Holzhybridbauweise vereint die Vorzüge der klassischen Baustoffe Holz, Beton und Stahl. Beim Bau von Bürogebäuden und Geschäftshäusern, aber auch im Wohnungsbau hält die Holzhybridbauweise verstärkt Einzug. Sie gilt als besonders effizient, stabil und nachhaltig. Was zeichnet den Hybridbau aus, was sind die Vorteile und wo wird das zukunftsorientierte Konzept bereits erfolgreich angewendet?

Was ist die Holzhybridbauweise?

Der Begriff bezeichnet die Kombination von verschiedenen Baustoffen, vornehmlich Holz, Beton und Stahl. Dabei spielt jedes Material seine Stärken aus, indem es dort eingesetzt wird, wo es den größten Vorteil für das Bauvorhaben bringt. So sorgt im Hybridbau beispielsweise Stahlbeton in Tiefgaragen oder Fahrstuhlschächten für Stabilität, Beton leistet dasselbe bei Treppenkonstruktionen im Innenausbau. Das namensgebende Material Holz kommt bei der Gebäudehülle, den Innenwänden und Decken zum Einsatz. Inzwischen gibt es auch Deckenkonstruktionen, die aus einem Verbund von Holz und Beton bestehen. Der Clou dieser Kombination: Beide Materialien gleichen durch ihre spezifischen Eigenschaften die auf die Gebäudedecke einwirkenden Zug- und Druckkräfte aus.

Welche Vorteile hat der Holzhybridbau?

Schallschutz und Brandschutz

Neben ihrer Stabilität verfügen Holz-Hybrid-Gebäude über hervorragende Schallschutz- und Brandschutzeigenschaften. Die Materialien Holz und Beton sorgen dafür, dass relativ wenig Schall übertragen wird. Deshalb steht die Bauweise besonders bei Planern von Bürogebäuden hoch im Kurs. Zudem brennt Beton nicht, weshalb die Hybridbauweise den Anforderungen an den Brandschutz Rechnung trägt.

Angenehmes Raumklima

Das im Hybridbau eingesetzte Holz schafft ein angenehmes Raumklima. Der Baustoff ist in der Lage, Feuchtigkeit aus der Luft aufzunehmen und einzulagern. Sobald die Raumluft zu trocken wird, gibt das Holz die Feuchtigkeit wieder ab. Dieser Ausgleich von Schwankungen der Luftfeuchtigkeit wirkt auch Schimmelbildung entgegen.

Flexibilität

Neben den Vorteilen der einzelnen Baustoffe überzeugt bei der Holzhybridbauweise auch das Konzept als solches. Die Bauweise ist optimal für das serielle Bauen geeignet, da die Produktion der einzelnen Bauelemente wetterunabhängig in Fertigungshallen erfolgen kann. Die Montage erfolgt erst auf der Baustelle. Diese Flexibilität wirkt sich auch positiv auf die Bauzeit und die Baukosten aus.

Nachhaltigkeit

In puncto Nachhaltigkeit kann die Holzhybridbauweise ebenfalls überzeugen. Ein wesentlicher Grund dafür ist der wohldosierte Einsatz von Beton. Der Baustoff hat eine schlechte Klimabilanz, da für seine Herstellung viel Energie notwendig ist und CO₂ freigesetzt wird. Im Hybridbau genügen meist kleine Mengen Beton, um die notwendige Stabilität zu gewährleisten. Ein weiterer Aspekt, der auf die Nachhaltigkeit einzahlt: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, der CO₂ bindet.

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Welche Herausforderungen hat Bauen im Holz-Hybridverfahren?

Die sichere Verbindung der einzelnen Baustoffe ist eine große Herausforderung bei der Umsetzung von Holz-Hybrid-Projekten. Die Bauexperten müssen sorgfältig abwägen, ob Holz, Beton und Stahl für das jeweilige Bauteil am besten gedübelt, geschraubt oder geklammert werden sollen. Für die Bauteilanschlüsse ist eine präzise Abstimmung zwischen den Herstellern der Bauelemente und den ausführenden Gewerken erforderlich. Vielfach sind die Anschlussdetails noch nicht gesetzlich geregelt oder je nach Bundesland abweichend.

Was kosten Holz-Hybrid-Bauvorhaben?

Die Frage nach den Kosten für Gebäude in Holzhybridbauweise - vor allem im Vergleich zu Gebäuden in Massivbauweise - lässt sich nicht pauschal beantworten. Da dieses Bauverfahren eine beträchtliche Menge an Holz erfordert, und die Preise für diesen Rohstoff aktuell hoch sind, treibt das die Kosten für Holzhybridbauten in die Höhe. Andererseits sparen Bauherren dank der vorgefertigten Elemente Zeit und Geld. Auch die guten energetischen Eigenschaften von Holz führen zu Einsparungen bei den Kosten für Heizung und Klimaanlage.

Für welche Bauformen wird die Holzhybridbauweise bereits eingesetzt?

Bislang sind Gebäude in Holz-Beton-Stahl-Kombination vor allem beim Bau von Büros, Geschäftshäusern, Verwaltungen und Fertigungshallen verbreitet. Im Wohnungsbau und beim Bau von Bildungseinrichtungen, wie Schulen und Kindertagesstätten, hält das Konzept ebenfalls verstärkt Einzug, da die serielle Vorfertigung der Bauelemente den Baufortschritt erheblich beschleunigt. Mehrstöckige Gebäude lassen sich inzwischen ebenso gut realisieren wie einstöckige Objekte.

Beispiele für Hybridbauten aus Holz, Beton und Stahl

H7, Münster

In der westfälischen Universitätsstadt Münster vereint das siebengeschossige Bürogebäude "H7" innovative Architektur und Nachhaltigkeit: In den verschachtelten Etagen ist der nachwachsende Rohstoff Holz allgegenwärtig. Zudem konnte beim Bau durch den Einsatz von Holz eine erhebliche Menge an CO2 eingespart werden.

Wohnbauprojekt Berlin-Adlershof

Im Berliner Stadtteil Adlershof entstanden in nur eineinhalb Jahren Bauzeit drei Wohnhäuser im Holzhybridbauverfahren. Die Fertigstellung erfolgte 2019. Federführend waren die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Howoge, der Generalunternehmer Brünninghoff sowie das Architekturbüro Kaden + Lager. Holz diente dabei als Hauptbaustoff. Nur bei den Decken und dem Treppenhaus setzte man auf Stahlbetonfertigteile. Besonders effizient: Die Außenwände wurden in Holztafelbauweise vorgefertigt, sodass die Montage nur eine Woche pro Geschoss dauerte.

The Cradle, Düsseldorf

Am Medienhafen in Düsseldorf setzt "The Cradle" architektonische und nachhaltige Akzente. Inspiriert vom “Cradle-to-cradle” Prinzip einer durchgängigen Kreislaufwirtschaft, besteht die komplette Fassade des Holz-Hybrid-Bürogebäudes sowie sämtliche Stützen und Decken aus Holz, das aus nachhaltiger Forstwirtschaft in Europa stammt. Die Planer von "The Cradle" gingen sogar noch weiter: Sie verwendeten nur Materialien, die für Mensch und Umwelt unbedenklich sind. Begrünte Wände und Dachflächen sorgen für eine natürliche Luftreinigung, wirken sich positiv auf das Klima im Medienhafen und auf die Biodiversität in der Umgebung aus.

Fazit: Holzhybridbauweise - effizient und zukunftsweisend

Gebäude, die Holz, Stahl und Beton clever miteinander kombinieren, tragen dem Konzept des Green Building Rechnung. Darüber hinaus lassen sich dank der seriellen Vorfertigung der Bauelemente kommunale Bauvorhaben und Wohnbauprojekte effizient umsetzen. Um das Potenzial dieser Bauweise optimal auszuschöpfen, sollten Herausforderungen, wie abweichende gesetzliche Regelungen oder Unklarheiten im Hinblick auf die Anschlüsse zwischen den einzelnen Bauteilen, zeitnah angegangen werden.

Bilder: Adobe Stock